Tourismus ist für 91,3 Prozent der Vorarlberger:innen ein wichtiger Arbeitgeber, für fast 89 Prozent ein wichtiger Wirtschaftszweig und für fast 80 Prozent trägt er zum Wohlstand des Landes bei. Erkenntnisse aus der vorliegenden Online-Umfrage werden in die Arbeit der Tourismusstrategie miteinfließen.
Für die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ist die große wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus unbestritten. „Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage, die im Rahmen der Entwicklung der Tourismusstrategie 2030 im Zeitraum 24. April bis 17. Mai dieses Jahres durchgeführt worden ist. Dabei stimmen 91,3 Prozent der 1.329 Befragten der Aussage zu, dass die Tourismusbranche ein wichtiger Arbeitgeber ist. 88,8 Prozent sehen im Tourismus einen bedeutenden Wirtschaftszweig, vor allem für die Talschaften (85,1 Prozent), der die Kaufkraft steigert und zum Wohlstand des Landes beiträgt (Zustimmung: 79,9 Prozent)“, erklärt Studienautor Dr. Peter Vogler.
Im Mai 2021 erfolgte der Kick-Off für die neue Tourismusstrategie 2030. Sie baut auf den Stärken der Branche auf und setzt sich zum Ziel, die Zukunftspotenziale optimal auszuschöpfen. Die damals bereits verankerten Grundpfeiler Gastfreundschaft, Regionalität und Nachhaltigkeit werden nun weiter vertieft sowie mit geeigneten Strukturen noch stärker in die Umsetzung gebracht. Im Rahmen des Tourismusstrategie-Prozesses wurde nun erhoben, wie die Vorarlberger Bevölkerung über den Tourismus denkt.
Für Tourismuslandesrat Christian Gantner ist die Tatsache, dass zwei Drittel der Bevölkerung dem Tourismus in Vorarlberg positiv gegenüber stehen eine sehr erfreuliche Basis, auf der sich aufbauen lässt. „Dieser hohe Zuspruch gründet vor allem auf der Art und Weise, wie wir Tourismus in
Vorarlberg leben. Nämlich authentisch und qualitätsvoll. Bei uns ist Gastgeben keine plumpe Inszenierung, keine Schein- und Zauberwelt und wir haben keine ,Ressort-Ghettos‘. Unser touristisches Angebot entsteht aus der DNA der Region und der Menschen die dort leben. Für uns ist djeder Gast Mitbewohner auf Zeit“, betont Gantner.
„Die Natur ist für uns nicht nur das höchste Gut, das es weiter bestmöglich zu schützen gilt, für unsere Vorarlberger Art von Tourismus ist sie noch mehr – nämlich die Grundlage. Dennoch muss ein Wirtschaften in Talschaften und Bergen möglich sein, da sonst die Gefahr einer Abwanderung bzw. einer landschaftlichen Veränderung besteht. Käseglocken-Naturschutz ist für mich nicht nachhaltig. Der Tourismus ist Impuls- und Zukunftsgeber für unsere Regionen“, sagt Gantner, „jede touristische Infrastruktur ist auch eine Attraktivitätssteigerung für die einheimische Bevölkerung. Tourismus ist mehr als Betten verkaufen und gutes Essen kochen. Er ist Energiequelle für echte und ehrliche Kooperationen. Gerade die Landwirtschaft und der Tourismus sind hier für mich Zukunftszwillinge. Der Tourismus ist Geburtshelfer für erfolgreiche Regionalentwicklung.“ In seinem Touristischen Zukunftsbild sind die Destinationen nicht nur mehr Marketingdrehscheiben, sondern Lebensraum-Entwickler, erklärt der Tourismuslandesrat.
Die Erkenntnisse aus der vorliegenden Online-Umfrage geben wesentliche Rückschlüsse auf Stärken und Entwicklungspotenziale des Vorarlberger Tourismus. Dadurch wird die Berücksichtigung der Interessen der Bevölkerung als wesentliche Stakeholdergruppe in der Entwicklung der Tourismusstrategie 2030 möglich gemacht. „Wir freuen uns, dass durch die große Beteiligung an der Umfrage mit 270 freien Textnennungen ein wichtiger Input für den Strategieprozess geliefert wurde. Wichtig ist uns als Branche dabei, Tourismus neu zu denken und die vorhandenen Strukturen weiterzuentwickeln. Und das wollen wir unter einer breiten Beteiligung der Bevölkerung tun“, betont Tourismus-Spartenobmann Markus Kegele. Nicht erst seit der Corona-Pandemie stehe der Tourismus vor enormen Herausforderungen. „Wir haben jetzt die Chance, etwas zu verändern. Die Zeit ist reif, gemeinsam Dinge anzustoßen und die Schienen für eine gute Zukunft zu legen“, erklärt Markus Kegele.
Die Evaluierung habe die in der Pandemie bereits spürbar gewordene volkswirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Vorarlberg bestätigt. Spartenobmann Kegele: „Daran knüpft auch eine Wertschöpfungsstudie an, die wir am 22. Oktober der Öffentlichkeit vorstellen werden. Aber es wird auch klar aufgezeigt, dass wir noch einige Arbeit vor uns haben, um die Bedeutung des Tourismus im Bewusstsein der Bevölkerung noch tiefer zu verankern.“
Detailergebnisse aus der Online-Umfrage
Besondere Stärken schreiben 94,3 Prozent der Vorarlberger:innen dem Tourismus im Bereich des Winterurlaubs zu. Nur 2,6 Prozent halten das Land für diese Urlaubsart für wenig oder gar nicht attraktiv. Auf den Plätzen folgen Tagesausflüge und Tagesreisen (87,9 Prozent), Kurzurlaubsreisen
mit einer bis drei Nächten (86,9 Prozent), Freizeitaktivitäten inklusive Kultur und Sport (85,8 Prozent) sowie Urlaubsreisen ab vier Nächten (82,2 Prozent).
Immerhin 78,7 Prozent der Befragten bescheinigen Vorarlberg, für Sommerurlaube attraktiv zu sein, während nur 45,2 Prozent das für Pauschalreisen sehen.
Bezüglich touristisch relevanter, allgemeiner Angebote und Dienstleistungen herrscht in Vorarlberg sehr große Zufriedenheit, insbesondere mit der medizinischen Versorgung (94,6 Prozent), mit Naherholungsgebieten und Naturräumen (91,3 Prozent), mit Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf (91 Prozent), der Sportinfrastruktur inklusive Bike-Trails, Skipisten, Sportplätzen (82,9 Prozent), mit Kulinarik- und Gastronomieangeboten (82,2 Prozent), der Beratung und Information von Tourismusbüros (77,1 Prozent), Kunst- und Kulturangeboten (76,1 Prozent) sowie mit Angeboten im Bereich der Mobilität inklusive dem öffentlichen Verkehr (75,8 Prozent). Etwas weniger ausgeprägte Zufriedenheitswerte erreichen Shoppingmöglichkeiten (69 Prozent) sowie Bade- und Wellnessangebote inklusive Thermen und Bäder (60,5 Prozent).
Vorarlberger:innen empfinden sich als gute Gastgeber:innen
86,7 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Vorarlberger:innen gute Gastgeber:innen sind. Sie schreiben dem Gastgeber:innen-Land vor allem die Imagewerte „familienfreundlich“, „körig“, „genussvoll“ und „verantwortungsbewusst“ zu. 83,5 Prozent geben in dem Zusammenhang an, beruflich oder im Alltag Kontakt zu Tourist:innen zu haben: Ein Viertel sehr oft (mehrmals täglich), ein Drittel oft bis manchmal (einmal täglich bzw. zwei- bis dreimal wöchentlich) und ein weiteres Viertel selten (zweimal pro Monat). Etwa jede:r sechste Befragte gibt an, nie Kontakt zu Tourist:innen zu haben.
Mit der Kontakthäufigkeit steigt offenbar auch die Akzeptanz für den Tourismus: So stehen über drei Viertel (76,7 Prozent) der Befragten dem Tourismus positiv (35,2 Prozent) bis sehr positiv (41,5 Prozent) gegenüber, wobei bei dieser Frage 18 Prozent unentschieden sind. Der Prozentsatz jener, die dem Tourismus negativ gegenüberstehen, beträgt nur 3,9 Prozent (eher negativ) bzw. 1,3 Prozent (sehr negativ). Von jenen, die sich vom Tourismus irgendwie betroffen fühlen, sehen 60 Prozent positive Effekte, nur 9,4 Prozent negative, 29,1 Prozent sind unentschieden.
Differenzierte Detailaussagen zu Auswirkungen des Tourismus
Die Einschätzungen der Befragten zu den Auswirkungen des Tourismus auf ökologische, infrastrukturelle und soziokulturelle Faktoren ergeben ein stark differenziertes Bild. Etwa ein Viertel beantwortet entsprechende Fragen mit „teils positiv/teils negativ“ und damit weder klar mit Zustimmung noch mit Ablehnung. Während alle anderen Befragten die Auswirkungen auf sämtliche Dimensionen insgesamt mehrheitlich positiv bewerten, ist die Zustimmung zu den positiven Faktoren des soziokulturellen Beitrags des Tourismus mit 53 Prozent am höchsten. So findet zum Beispiel eine Mehrheit von 82,6 Prozent, dass es schön ist, wenn verschiedene Nationen im Land aufeinandertreffen. Für 57,5 Prozent erhöhen sich die Bildungs- und Karrierechancen, für 53,9
Prozent werden die regionale Kunst und Kultur gestärkt. Demgegenüber ist ein Viertel eher bis stark skeptisch, ob sich der Tourismus positiv auf die soziokulturelle Entwicklung auswirkt.
Mehrheitlich positive Auswirkungen auf die ökologische Entwicklung durch den Tourismus sehen 44,1 Prozent, vor allem aufgrund der Urlaubsmöglichkeiten in unberührter und idyllischer Natur (76,7 Prozent), der Pflege von Ortskernen, Naturräumen und Erholungsgebieten (61,5 Prozent), sowie dem Profit der Landwirtschaft durch den Tourismus (59,4 Prozent). Eine Minderheit von 18 Prozent sieht die ökologischen Auswirkungen kritisch, 11,6 Prozent sehr kritisch, und 27 Prozent sind bei dieser Frage mit „teils/teils“-Antworten unentschieden. Bei den Auswirkungen auf die Infrastruktur und Freizeiteinrichtungen durch den Tourismus sieht eine Mehrheit der Befragten eine Verbesserung des Gastronomie- und Kulinarik-Angebots (71,4 Prozent) sowie einen Ausbau vorhandener Freizeit- und Kultureinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten (54,4 Prozent), der öffentlichen Infrastruktur (51,6 Prozent) und des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzes inklusive Rad- und Straßenwege sowie des öffentlichen Verkehrs (48,8 Prozent).
Neue Tourismusstrategie 2030
Die vergangenen Monate haben dazu gedient, Themen für die neue Strategie in Workshops mit rund 260 Mitarbeiter:innen, engen Systempartner:innen sowie weitere relevante Stakeholder zu definieren. Zudem arbeiten landesweite Fokusgruppe an den acht Handlungsfeldern „Vermarktung und Geschäftsmodelle“, „Tourismuspolitik und Rahmenbedingungen“, „Regionalität und Kulinarik“, „Aus- und Weiterbildung“, „Fachkräfte und Arbeitsmarkt“, „Digitalisierung und Innovation“, „Strukturen und Kooperation“ sowie „Ökologie und Mobilität“. Eine weitere Fokusgruppe mit dem Titel „Next Generation“ beschäftigt sich mit den Anliegen und Bedürfnissen von touristischen Nachwuchskräften.
Die Strategie agiert nicht losgelöst, sondern orientiert sich am Tourismusleitbild, das die inhaber- und zum Teil familiengeführte Unternehmerstruktur betont und wird mit dem Plan T der Bundesregierung, dem Mobilitätskonzept, dem Raumbild und der Landwirtschaftsstrategie synchronisiert.
Zur Umfrage
Die Umfrage wurde vom Institut für Partizipation und Analyse (iPART) im Zeitraum von 24. April bis 17. Mai 2021 online durchgeführt. Ziel war die Erfassung der Einstellung der Vorarlberger Bevölkerung ab 15 Jahren gegenüber dem Tourismus in Vorarlberg, fachlich auch Tourismusgesinnung oder Tourismusakzeptanz genannt. Insgesamt haben sich 1.329, seit durchschnittlich ca. 30,3 Jahren, in Vorarlberg lebende Personen beteiligt, davon waren 49,4 Prozent männlich und durchschnittlich 45,1 Jahre bzw. 50,6 Prozent weiblich und 45,9 Jahre alt. Die präsentierten Ergebnisse wurden gemäß dem Bevölkerungsschlüssel gewichtet und repräsentieren somit statistisch die Vorarlberger Bevölkerung.